Die Hubbrücke "Saltina" in Brig-Glis
Bericht aus Schweizer Ingenieur und Architekt Nr.50, 11.Dezember 1997
Oliver Meyer, Matthias Werlen, Cäsar Pfammatter, Elmar Eyer
Foto: German Escher
Am Nachmittag des 24. September 1993 staute sich ein Hochwasser der Saltina an der Brücke zwischen Brig und Glis, deckte die Strassen der Altstadt mit seinem Geröll zu und verursachte damit neben zwei Todesopfern Schäden in beträchtlicher Höhe. Zur Verhinderung weiterer solcher Schäden wurde als Weltneuheit eine sich bei Hochwasser automatisch hebende Brücke errichtet.
So wie die 1972 mit Glis vereinte Stadt Brig ihren Namen der Lage zwischen der Brücke ("brigi") über die Rhone und derjenigen über die Saltina verdankt, so stammt derjenige der Saltina vom lateinischen "saltare" (springen, hüpfen) ab. Als "Spring"-Wasser hat die Saltina ihrem Namen über die Jahrhunderte hinweg Ehre gemacht, und ihre Hochwasser lieferten den Chroniken immer wieder Stoff.
Eine der ersten Erwähnungen der Saltina findet sich im Erlass des Bischofs von Chatillon vom 1.Mai 1331, in dem dieser auf Kosten der direkten Nutzniesser und der Landeigentümer die Eindämmung des Wildbachs von der Suste bis zum Rotten verlangte. Reste dieser "Bischofsmauer" liessen sich beim Aushub der Überbauung "Wehri" und beim "Saltinastutz" nachweisen. Das Bauwerk verhinderte die Überschwemmung Brigs 1469 allerdings nicht. Bei Aushubarbeiten 1994 und 1997 wurden die Reste von Brückenpfeilern gefunden, die wahrscheinlich von der ersten Steinbrücke über die Saltina aus der Zeit zwischen 1469 und 1548 stammen. Die damalige dreibogige Steinbrücke wies eine Spannweite von 48,5 m auf.
1640 wurde Brig abermals von grossen Überschwemmungen heimgesucht, über die Kaspar Jodok von Stockalper ausführlich berichtete. Zur Zeit Stockalpers erfuhr die alte schadhafte "Bischofsmauer" eine Verstärkung in Form einer zweiten, westlich vorgelagerten Dammauer (Bauinschrift: 1651). In dieser Zeit wurde wohl der erste Brückenbogen durch eine südlich anliegende Dammauer geschlossen. Reste dieser zweiten Dammauer fanden sich als westliches Fundament beim Hotel "Du Pont" und in der Verlängerung an der Westseite der Sebastianskapelle und des "Tschiederhhauses" (Bild 3).
1756 bedrohte die Saltina das Städtchen Brig ein weiteres Mal. Die gewaltige Pflastermauer im Glisersand wurde durchbrochen und die Baumgärten verwüstet. 1828 folgte das nächste Hochwasser der Saltina.
Die Figur 1 zeigt die 3-Bogenbrücke die früher die Saltina gequert hat. Sie war 48m breit. Blau eingetragen ist das Profil der neuen Saltinabrücke. Das Abflussgerinne ist im Vergleich zu früher stark dezimiert worden.
Der "Walliser Hauskalender" beschrieb den leidigen Zustand der damaligen steinernen Bogenbrücke wie folgt: " ...der erste Bogen ist durch Auffüllung mit Schutt ganz unsichtbar geworden. Nur durch den mittleren Bogen dieser steinernen Saltinabrücke findet der wilde Strom seinen Ausweg, denn auch der dritte Bogen steckt, beinahe wie der erste, tief im Boden". Weitere Überschwemmungen folgten 1834,1838,1848,1850,1860 und 1867. Um 1875 wurde eine neue Brücke gebaut, deren mittlere Bogenweite von 15 auf 12 Meter reduziert wurde, so dass man fortan vom "Saltinakanal" sprach. Eine 1914 erstellte Brücke wurde 1922 weggeschwemmt, es folgten weitere Hochwasser in den Jahren 1927, 1932, 1938, 1953 und 1977, wobei das letzte den Unterlauf der Saltina im "Grindji" nachhaltig veränderte. 1993 schliesshch überschwemmte das Jahrhunderthochwasser die Altstadt von Brig und Teile von Glis und hinterliess meterhohe Geröllmassen.